Bunte Gestalten

Dies ist ein Artikel aus der Frühjahrs-Ausgabe 2014 von Chefredakteur Juri Biswas

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Seit nun schon einigen Monaten stehen hölzerne Figuren über all in der Stadt. Eine
am Domberg, eine beim Alten Gefängnis, eine hier, eine da. Da sich allerdings über
die Bedeutung des Ganzen niemand so wirklich im Klaren ist, haben wir uns für euch
aufgemacht, den bunten Holzgestalten auf die Schliche zu kommen…

Herr Lang, wie sind sie denn auf den Beruf Bildhauer gekommen?

Das ist ein Beruf, den man sich nicht einfach so aussucht. Ich habe schon als Kind und Jugendlicher in Plastilin modelliert, in Holz geschnitzt und viel gezeichnet und gemalt. Da hat sich das schon entwickelt. Leider waren meine Eltern erst mal dagegen, dass ich einen künstlerischen Beruf ergreife, so habe ich einen kaufmännischen Beruf erlernt. Schon bald stellte ich fest, dass ich nie ein Kaufmann werden würde. Die Entscheidung, Bildhauer zu werden dauerte allerdings noch etwas.

Ihr „Lebensthema“ ist ja: „menschliche Ausdrucksträger von Menschlichkeit.“ Was ist damit gemeint?

Ich weiß jetzt nicht, von wem das Zitat stammt… Mein Thema ist die menschliche Gestalt. Wobei mir wichtig ist, innere Befindlichkeiten, das menschliche Sein zum Ausdruck zu bringen, ohne Pathos und Heldentum.

Sie sagten mal den schönen Satz: „Ich liebe es, wenn sich meine Skulpturen vor einer Ausstellung im Atelier versammeln. Es wird dann unglaublich lebendig. Alle scheinen etwas zu erzählen und sie bemerken mich nicht.“ Wann haben sie das denn festgestellt und ist das nicht unheimlich? Könnten sie uns dieses „Phänomen“ erklären?

Die Skulpturen sind ja meine Produkte, ich habe sie gemacht. Während des Gestaltungsprozesses entsteht natürlich eine Beziehung zu jeder Arbeit. Wenn die länger unterwegs waren und wieder zurück ins Atelier kommen, ist das, als wenn sich Freunde oder die Familie wieder einmal treffen.

Ich habe mehrere Anekdoten zu ihrem ersten Stück Holz, aus dem sie eine Statue fertigten, gehört, wie war es denn wirklich?

Das erste Stück Holz hielt ich in der Hand, als ich gerade alt genug war, ein Messer zu halten. Bei der Anekdote handelt es sich um die erste über lebensgroße Holzskulptur. Ich habe während meines Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München hauptsächlich in Stein, Ton und Bronze gearbeitet. Nach meinem Umzug aufs Land bekam ich eine große Linde geschenkt, die der Sturm gefällt hatte. Damit kam das Material Holz aus meiner Jugend wieder zu mir zurück und die erste Großskulptur in Holz entstand.

Die Süddeutsche Zeitung hatte folgende Überschrift in einem Artikel über sie: „Holz ist sein Material-Kettensäge sein Werkzeug?“ Was halten sie davon?

Das ist auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht.

Verkaufen sie viele Statuen?

Von Zeit zu Zeit wird immer wieder eine verkauft. Außerdem mache ich auch immer wieder große Skulpturen auf Bestellung von Städten und Gemeinden, Firmen, Privatleuten und manchmal auch für die Kirche.

Wieso sind die Männer meistens Blau und aus Eiche und die Frauen Rot und aus Linde?

Das stimmt so nicht. Es gibt nur eine rote Frau aus Linde und die ist für den Innenbereich.

Die Männer und auch Frauen sind blau, grün, gelb und rot.

Was denken sie sich, wenn sie so eine Statue anfertigen?

Bevor ich anfange, gehe ich erst mal ein oder zwei Tage um den Baumstamm herum und versuche zu ergründen, welche Figur in dem Baumstamm steckt. So entsteht ein Bild in meinem Kopf.  Wenn das da ist, fange ich an zu sägen. Während der Arbeit bin ich voll abgetaucht und konzentriere mich ausschließlich auf die Form und das Werkzeug.

Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Es steckt sehr viel Arbeit dahinter. Angefangen von der Auswahl und dem Kauf der Bäume, dem Transport ins Atelier und dann vier bis sechs Wochen sägen. Die fertigen Arbeiten  müssen dann ja auch zu den jeweiligen Ausstellungen gebracht werden. Das geht nur mit Kranwagen und Tieflader.

Wo waren ihre Statuen überall?

Im Lauf der Zeit waren sie schon viel unterwegs. Von der Schweiz bis Sylt, von Karlsruhe bis Rostock, von Köln bis Berlin und von München bis Braunschweig.

Denken sie bei manchen Statuen auch an bestimmte Menschen?

Eigentlich nicht, weil die Arbeiten nichts mit lebenden Personen zu tun haben. Allerdings beobachte ich ständig Menschen in ihrer Haltung und Gestik.

Was passiert, wenn sie sich „versägen“? Ärgern sie sich dann sehr?

Dann renn ich immer mit dem Kopf gegen die Wand. Gott sei Dank passiert das selten.

Was hören sie denn für Musik?

Alles was im Radio läuft, am liebsten Rockmusik.

Was fällt ihnen zu folgenden Wörtern ein:

Atomkraft: nein danke

Lieblingsessen: Spaghetti Aglio e Olio

Lieblingsskulptur: David von Michaelangelo

Lieblingsautor: Sven Regner

Appell  an die Regierung: dass Leute so bezahlt werden, dass sie von Ihrer Arbeit leben können

Was würden sie ändern, wenn sie einen Tag Bundeskanzler wären?

Ich würde für mehr Gerechtigkeit sorgen.

Welche Persönlichkeit bewundern sie am Meisten?

Den  Dalai Lama.

Mit wem würden sie gerne tauschen?

Mit niemandem

Wie haben sie reagiert, als sie erfuhren, dass sie eine Ausstellung bei uns in Freising machen werden?

Das war ein längerer Prozess, den ich mit Spannung erwartet habe. Und – ich habe mich darauf gefreut.

Und zum Schluss die typische Dom-Report-Frage: Welche 3 Dinge würden sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Viel Zeichenpapier und Stifte, eine Kiste Bücher und eine Kiste guten Rotwein.

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Die Figuren

Blaumann: Pappel, blau, Höhe 3,70m, Standort Marienplatz, Preis 25.000€

Rosa: Eiche, rot, Höhe 3,20m, Standort Marienplatz, Preis 22.000€

Rotkopf: Eiche, rot, Höhe 2,45m, Standort Sparkasse, Preis 15.000€

Helmut: Eiche, blaugrau, Höhe 1,96m, Standort Weißbräu Huber, Preis 17.000€

Herzträger: Eiche, blau, Höhe 3,20m, Standort Landratsamt, Preis 25.000€

Herr Blomberg: Eiche, rot              Höhe 2,00m, Standort Domberg, Preis 15.000€

Ahnenfigur: Eiche, blau/rot, Höhe 3,20m, Standort Freisinger Bank, Preis 25.000€

Gruß aus Florenz: Eiche, rot, Höhe 3,50m, Standort Weihenstephan, Hofgarten, Preis 50 000€

See in Sicht: Eiche, blau, Höhe 3,40m, Standort Unibibliothek, Preis 30.000€

Gruß über den See: Eiche, gelb. Höhe 3,10m, Standort Schafhof, Preis 22 000€

Kreuzabnahme: Eiche, blau/rot, Höhe 1,80m, Standort St. Georg, Preis 17 000€

Lady in Black: Lärche, schwarz, Höhe 3,20m, Standort Altes Gefängnis, Preis 22 000€

 Alle Figuren mit Bildern findest Du hier

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